Appell-Übergabe an Oberbürgermeister Martin Horn

Klartext für den Screenreader:

Heiße Herzen in kühler Atmosphäre BIV übergibt die Wald-Appelle an Oberbürgermeister und Gemeinderat
Rund 1.500 Bürgerinnen und Bürger von Freiburg, überwiegend aus Rieselfeld, fordern den Freiburger Gemeinderat auf, beim Bau des neuen Stadtteils Dietenbach den Wald zu schonen. So steht es im Appell an Oberbürgermeister Martin Horn und die Stadträtinnen und Stadträte.
Andreas Roessler, Vorsitzender des BürgerInnenVereins, und die Mitglieder des BIV-AK Dietenbach übergaben am Donnerstagabend einen dicken Packen von Appellen an OB Horn, stellvertretend für alle Kommunalpolitikerinnen und -politiker, die am 8. Dezember über den Rahmenplan für Dietenbach entscheiden.
Es war ziemlich kalt im Garten hinter dem Rathaus, wo die Übergabe der Appelle aus Gründen des Infektionsschutzes im Freien stattfinden musste, aber die Temperamente der Anwesenden waren sehr unterschiedlich: Während die Argumente für den Wald von den Vertretern der Bürgerinnen und Bürger mit heißem Herzen vorgetragen wurden, fielen die Reaktionen von OB Horn und dem Leiter der städtischen Projektgruppe für Dietenbach, Rüdiger Engel ziemlich kühl aus: Es sei jetzt nicht die Gelegenheit, noch viel zu diskutieren, eröffnete Horn das Gespräch, es sei vielmehr an der Zeit, den Rahmenplan auf den Weg zu bringen. Auch er bekenne sich zur Ökologie, aber der Stadtteil Dietenbach müsse gebaut werden, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Auf den Hinweis, dass der Gemeinderat im „Freiburger Klima- und Artenschutzmanifest“ 2019 selbst festgeschrieben hat, „die Eindämmung der Klimakrise und des massiven Artensterbens sowie deren schwere Folgen als städtische Aufgaben von allerhöchster Priorität“ zu erklären, und somit dem Wald für Klima- und Artenschutz Vorrang vor ökonomischen und sozialen Kriterien einräumen müsse, folgte der allgemeine Hinweis des Oberbürgermeisters, dass der Klimawandel tatsächlich eine große Bedrohung darstelle, die schon jetzt weltweit viele Katastrophen verursache.
Auf die Bitte des BürgerInnenVereins, in das Gebiet für die Ausschreibung des städtebaulichen Wettbewerbs nördlich der Mundenhofer Straße nicht nur die Schul-, Sport- und Freizeitflächen einzubeziehen, sondern auch die Standorte des dort geplanten Studierenden-Wohnheims und eines Bürogebäudes, um mehr Planungsmöglichkeiten zu haben, reagierte Projektleiter Engel mit dem Hinweis, der Zuschnitt dieses Wettbewerbsgebiets sei von Anfang an klar gewesen. Eine Erweiterung sei „städtebaulich nicht erwünscht“.
Auf die Mahnung des BIV, dass der vorgesehene und von den Planern demnach städtebaulich erwünschte, nur dreißig Meter breite „Waldsaum“ an der Mundenhofer Straße wegen der immer heißer werdenden Sommer keine Überlebenschance habe, reagierte Engel mit der Einladung des BIV zu einer Waldbegehung mit dem Revierförster, die im Februar stattfinden soll. OB Horn nannte dies eine Möglichkeit, weiterhin gute Ideen zum Walderhalt einzubringen. Und er versicherte, es werde nur gerodet, was unbedingt nötig sei. Die BIV-Vertreter äußerten den Wunsch, der Oberbürgermeister möge an diesem Vor-Ort-Termin teilnehmen.
Ingrid Winkler, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Freiburger Bürgervereine (AFG), wies bei dem Treffen darauf hin, dass die Freiburger Bürgervereine insgesamt die Forderung nach Erhalt des Waldes unterstützen, schon aus Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen von Freiburgerinnen und Freiburger.
OB Horn vergaß selbstverständlich nicht, seine Freude über das große bürgerschaftliche Engagement in Freiburg zu betonen, und sein Glück, für eine so lebendige Stadt arbeiten zu dürfen, in der so vielfältige Initiativen wie der BürgerInnenVerein Rieselfeld sich für so vielfältige Anliegen engagieren und Unterschriften sammeln. In der Gemeinderatssitzung am 8. Dezember wird sich zeigen, ob sich diese Freude und das Bekenntnis zu Klima- und Artenschutz, die auch schon viele Stadträtinnen und Stadträte gegenüber den BIV zum Ausdruck gebracht haben, in der Berücksichtigung der zwingenden Argumente für die Schonung des Waldes in den Debattenbeiträgen und Beschlüssen zum Rahmenplan für Dietenbach niederschlagen.
Folgende Organisationen, Vereine und Initiativen unterstützen den Appel des BIV zur Waldschonung: BUND-Ortsgruppe Freiburg, NABU-Ortsgruppe Freiburg, Klimaaktionsbündnis, Parents for Future, ECOtrinova e.V., BI Landwirtschaft+Wald Freibg. + Regio, AG der Freiburger Bürgervereine, Freiburg Lebenswert e.V., Ratsherr Dr. Wolf-Dieter Winkler, Klimaliste Baden-Württemberg (neue Partei), ÖDP-Kreisverband, Stadtwandler Freiburg, Treffpunkt Freiburg e.V., ISES e.V.
Bildtext:
Einen Packen von 1.339 unterschriebenen Appellen zum Walderhalt übergab BIV-Vorstandsmitglied Harald Seywald (rechts) an Oberbürgermeister Martin Horn. Etwa 150 Appelle sind direkt im Rathaus eingegangen. Wegen des Infektionsschutzes fand die Übergabe im Freien, im Garten des Rathauses, statt.
Text & Foto: Harald Kiefer, Sprecher des AK Dietenbach im BIV e.V.

1 Kommentar
  1. Roland Reihs
    Roland Reihs sagte:

    Seit dem 30. November kein Kommentar? Ist also schon alles gesagt und geschrieben zu dem Thema?
    “Unsere Generation wird nicht so sehr die Untaten böser Menschen zu beklagen haben, als vielmehr das erschreckende Schweigen der guten.” – Martin Luther King
    Mir ist schon vor Jahren eine kurze Passage aus dem Buch ‘Yanonami’ (1983) von Rüdiger Nehberg in Erinnerung geblieben. Er berichtete in diesem Buch über seinen Besuch beim indigenen Volk der Yanonami im Regenwald von Brasilien. Im Kapitel ‘Wilsons Hütte’ heißt es: ‘Die Erde wird überwuchert mit der Monokultur Mensch. Und Monokulturen haben sich nie bewährt. Jeder Farmer kann ein Lied davon singen. Wichtig ist die Vielfalt bis ins kleinste Detail. Es ist also nicht Polemik. Es ist maßlose Traurigkeit.’

    Über zwei Dinge sollte man vielleicht einmal ernsthaft nachdenken:
    Ist Freiburg ökologisch gesehen nicht jetzt schon zu groß?
    Welche Aufgaben haben wir als Menschen und wie viele werden dafür gebraucht?

    Abschließend ein kleiner Hinweis: Der Sinn des Menschseins besteht nicht darin, dass irgend jemand Auto fährt in der Welt.
    Bleibt die Frage, ob dieser Kommentar überhaupt von jemandem gelesen wird?

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