„Inklusion sieht in der Vielfalt eine Bereicherung“: Esther Grunemann – Sprecherin des AK Inklusion – stellt sich vor
Esther Grunemann wohnt seit 2004 im Rieselfeld und ist in der Nachfolge des langjährigen AK-Sprechers Waldemar Wohlfeil, seit 2017 Sprecherin des AK Inklusion im BürgerInnenVerein Rieselfeld e.V. (BIV).
Die Lehrerin und Sozialpädagogin steht für eine konsequente Teilhabe aller Menschen im Quartier und in der Stadt. Dazu gehören barrierefreie Zugänge zu allen Gebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie die Verbesserung der Infrastruktur auf Wegen und Plätzen. Die ehemalige Behindertenbeauftragte der Stadt Freiburg (2008 – 2015) sitzt selbst im Rollstuhl und weiß aus eigener Erfahrung, wie viele Hindernisse es für Rollstuhlfahrer*innen jeden Alters es auch im Rieselfeld zu überwinden gilt. Der Stadtteil wurde zwar „barrierefrei „geplant, im Alltag ergeben sich dennoch Schwierigkeiten: Auch wenn die Zugänge zu den Wohnungen niederschwellig seien, kommt man aber meistens nur über Schwellen auf die Balkone. Auch fehlen Orientierungshilfen für blinde und sehbehinderte Menschen. Die vielerorts auf den Gehwegen aufgestellten Werbetafeln erschweren das Durchkommen für Rollstuhlfahrer*innen oft unnötig.
Auch wenn es heutzutage deutliche Fortschritte gebe – immerhin habe in den 1980er-Jahren ein Kind mit Down-Syndrom nicht in einen Regelkindergarten gehen können; jetzt sei das möglich – ist Inklusion immer noch ein Ziel und der Weg dorthin lang, meint Esther Grunemann. Sie selbst hat schon als Kind viel Akzeptanz erfahren, ging auf eine Regelschule und wurde von den Mitschüler*innen selbstverständlich integriert. Integration und Inklusion unterscheiden sich jedoch gewaltig: „Inklusion ist eine Haltung. Menschen sind vielseitig und Inklusion sieht in der Vielfalt eine Bereicherung!“ Das Ziel ist ein nachhaltiges. Es sei wie beim Bau des Münsters: „Ich erlebe die vollständige Inklusion nicht mehr. Aber ich sehe schon die Glasfenster!“
Inklusion sei erst erreicht, wenn alle Bürger*innen nicht nur die gleichen Grundrechte, sondern auch die gleichen Chancen auf Teilhabe und die dafür notwendige Unterstützung hätten, sagt Esther Grunemann. Sie arbeitet sowohl in einem ambulanten Assistenzdienst als auch an einer beruflichen Schule. Als „sachkundige Einwohnerin“ des Behindertenbeirats sitzt Esther Grunemann im Sozialausschuss des Gemeinderats und wirkt als Inklusionsbotschafterin des Vereins „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben“ (ISL) in Kassel mit.
Der Arbeitskreis Inklusion trifft sich drei- bis viermal pro Jahr und nutzt die Synergien mit dem Arbeitskreis Verkehr. Interessierte sind jederzeit willkommen!
Mehr unter: https://biv.rieselfeld.org/arbeitskreise/inklusion/
Sigrid Hofmaier, im Oktober 2017