Geteilte Freude ist doppelte Freude?! Carsharing in Freiburg am Beispiel Rieselfeld
Unter dem Motto „Geteilte Freude ist doppelte Freude?!“ hatte der BürgerInnenVerein Rieselfeld e.V. (BIV) im September zu einer Veranstaltung zum Thema Carsharing am Beispiel des Quartiers Rieselfeld eingeladen. 40 BesucherInnen interessierten sich für das immer relevantere Thema. Die Welt des „Nutzen statt besitzen“ wächst rasant – auch wenn der Anteil der Carsharing-Fahrzeuge immer noch im Promille-Bereich liegt: in Freiburg machen die 279 Carsharing-Autos 2,8 Promille der gemeldeten ca.. 100.000 Kraftfahrzeuge aus. Doch die Fangemeinde wächst – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ein Carsharing-Fahrzeug bis zu 20 private PKWs ersetzt und ökologische ebenso wie ökonomische Gesichtspunkte eine immer größere Rolle spielen. Im Freiburger Stadtteil Rieselfeld befinden sich 29 Stellplätze an 9 Standorten der Anbieter Stadtmobil Freiburg und Grüne Flotte Waldkirch.
Carsharing gilt als sehr effektive Fahrzeugnutzung: Private PKWs stehen an 23,6 Stunden des Tages und 60 Prozent aller Fahrten werden auf Strecken unter 6 Kilometer getätigt. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt 20 bis 30 private PKWs. Bereits die Produktion eines Autos verbraucht enorme wertvolle Ressourcen und stellt damit ein großes Klimaproblem dar. Carsharing lohnt sich ab für Menschen, die weniger als 8.000 Kilometer pro Jahr fahren.
Nach der Begrüßung und Einführung des BIV-Vorsitzenden Andreas Rössler stellte Erich Birkle vom Arbeitskreis Verkehr die Referenten vor und moderierte die anschließende Fragerunde.
C.-H. Schneider, Leiter der Abteilung Verkehr und Technik beim ADAC Freiburg, führte aus, dass der ADAC Carsharing für einen wichtigen Baustein des Verkehrsgeschehens im Sinne des Umweltschutzes halte wies auf den ADAC-Mustervertrag für Carsharing hin, der im Sinne einer juristisch-technokratischen Beratung als Handreichung dienen kann. Die Möglichkeit der Nutzung verschiedener Fahrzeugtypen im Portfolio der Anbieter und die Kostenersparnis für den Nutzer seien vorteilhaft.
Dr. Ing. Peter Schick vom Garten- und Tiefbauamt Freiburg (GuT) referierte über die umweltfreundliche Verkehrsplanung der Stadt Freiburg in Bezug auf Infrastruktur und Mobilitätsmanagement. Carsharing sei hierbei ein wichtiges Segment – gerade durch die bewusstere Nutzung und Einsparung. Das vor zwei Jahren eingeführte dezentrale Stellplatzkonzept der Stadt Freiburg sieht vor, dass die Carsharing-Autos 300 bis maximal 500 Meter von ihren potenziellen Nutzern entfernt geparkt sind. Insgesamt wurden 134 Standorte mit 449 Stellplätzen festgelegt.
Matthias-Martin Lübke von Stadtmobil Freiburg bezeichnet sich selbst als „Pionier des Carsharing“: Bereits vor 30 Jahren gab es Vorläufer aus einer WG mit 3 Autos für 8 Personen. Das daraus folgende „gemeinwohlorientierte Verkehrskonzept“ fand später vor allem im Quartier Vauban große Zustimmung. Dort gibt es nur noch 162 Autos pro 1.000 Einwohner. Mit der Firma Stadtmobil ging Carsharing in die Fläche und bietet über 130 CarSharing-Stationen in mehr als 30 Orten in Südbaden, über 60 davon in Freiburg.
Leitbild und Selbstverpflichtung ist der Umweltschutz. Mit „My-e-car“ erschließt Stadtmobil in Zusammenarbeit mit Energieunternehmen, die „sauberen Strom“ anbieten, derzeit den E-Mobil-Markt mit derzeit 70 Fahrzeugen an 30. Bisher gibt es 7 Ladesäulen, bis in drei Jahren sollen 80 Prozent der Stadtmobil-Fahrzeuge auf Elektrobetrieb umgestellt sein.
Christian Duffner stellt das Carsharing-Konzept der „Grünen Flotte“ im Autohaus Schmidt, Waldkirch vor: Die Grüne Flotte ist seit 2010 mit klassischer Autovermietung und seit 2012 im Carsharing aktiv. Die Firma stellt derzeit 169 Fahrzeuge im Freiburger Stadtgebiet zur Verfügung; 13 davon im Rieselfeld, weitere 4 sind geplant. Geschäftsstellen befinden sich bei „Gleisnost“ in der Radstation am Hauptbahnhof und im Autohaus in Waldkirch. Eine Mitgliedsgebühr und Kaution wird nicht verlangt, die Abrechnung wird vom System generiert; es gibt keine Kündigungsfrist. Die Stellplätze sind standortbasiert. Das gewünschte Fahrzeug wird per Internet oder telefonisch reserviert und mit dem zur Verfügung gestellten Chip in Betrieb genommen.
In der anschließenden Fragerunde zeigte sich das Publikum sehr interessiert an Detailfragen wie Tanken, Urlaubs- und Auslandsreisen, Kindersitze, Vignette und Fahrradmitnahme sowie Schadenbehandlung. Die Referenten antworteten ausführlich und stehen in ihren Unternehmen für weitere Fragen zur Verfügung.
www.stadtmobil-suedbaden.de, www.my-e-car.de, www.gruene-flotte-carsharing.de
Erich Birkle, Heiner Sigel, Sigrid Hofmaier – BIV e.V. Rieselfeld
Der AK VERKEHR ist einer von aktuell 10 Arbeitskreisen innerhalb des BürgerInnenVerein Rieselfeld e.V. (BIV). Der AK VERKEHR kümmert sich um die Verkehrssicherheit im Rieselfeld. Regelmäßige Begehungen des Stadtteils spüren Schwachstellen auf, die ebenso wie Anregungen aus dem Quartier im AK besprochen werden. Der AK Verkehr stimmt sich mit Experten und Ämtern ab und findet tragfähige Lösungen für alle. Seine Mitglieder treffen sich an jedem 3. Montag im Monat im Stadtteiltreff Glashaus. Interessierte BürgerInnen sind jederzeit herzlich willkommen.
https://biv.rieselfeld.org/arbeitskreise/verkehr
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