Natur und Kultur treffen sich im Biotop- und Artenschutzgebiet Rieselfeld

Die Freiburger Landtagsabgeordnete von „Bündnis 90/Die Grünen“ und Finanzministerin im baden-württembergischen Kabinett, Edith Sitzmann hatte zusammen mit Dr. Peter Naumann zu einem Spaziergang auf dem Naturerlebnispfad im Naturschutzgebiet Rieselfeld geladen, um den Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft mit dem landesweit einmaligen Gebiet vertraut zu machen. Als Experten begrüßten die Politiker*innen Dr. Harald Schaich vom Umweltschutzamt, Abteilung Umweltplanung, Landschaftsökologie und Naturschutz sowie Dirk Niethammer vom NABU, die beide im Rieselfeld wohnen und sich kontinuierlich für den Schutz des Gebiets einsetzen.

Ein trüber Sommernachmittag, die Luft ist kühl, die Wolken hängen drohend über der 270 Hektar großen Fläche zwischen Rieselfeld und Mundenhof, die Schwalben fliegen tief. Ideal für einen kleinen und sehr eindrucksvollen Einblick in eine Naturlandschaft allerersten Ranges: Die ehemaligen, End des 20. Jahrhunderts als natürliche Kläranlage der Stadt Freiburg angelegten und bis in die 1960er Jahre aktiven Rieselfelder im Westen der Stadt sind heute ein einmaliges Biotop. Dieser Rang ist sogar amtlich: Das Naturschutzgebiet Rieselfeld mit seinen ca. 270 Hektar steht seit 2007 als Flora-Fauna-Habitat (FFH) und Vogelschutzgebiet unter europäischem Schutz. Ein unveränderlicher Status, so Edith Sitzmann auf Nachfrage zu den immer wieder – und zuletzt 2015 – aufkommenden Begehrlichkeiten in Sachen Neubaugebiete. Neben 177 Hektar Offenland mit Wiesen, Weiden und Äckern gehören ca. 200 Hektar Wald zu dem mit Weg- und Feldrändern vernetzten Gesamtbiotop. Seltene Pflanzen und eine reiche Tierwelt mit 200 Vogelarten wie Reiher, Storch, Milan, Schwarzkehlchen, Hirschkäfer, Specht, Pirol, Kleiber und 26 Libellenarten gehören zum natürlichen Reichtum des Gebiets.

Der BürgerInnenVerein Rieselfeld (BIV e.V.) kümmert sich intensiv um die Pflege und Erhaltung der heimischen Landschaft, insbesondere des Naturschutzgebiets. Der beim BIV angesiedelte „Arbeitskreis Natur + Landschaft“ vereint Bürgerinnen und Bürger, die sich in Kooperation mit Expert*innen regelmäßig zu tatkräftigen Aktionen treffen: Ein- bis zweimal pro Monat sind 15 bis 20 Rieselfelder*innen jedes Alters unterwegs, um je nach Jahreszeit die Hecken zu stutzen, Apfelbäume zu schneiden und den Naturlehrpfad zu pflegen. „Man schützt nur, was man kennt“, lautet die Essenz von Dirk Niethammer, der die Aktionen regelmäßig begleitet. „Es geht darum, Natur zu verstehen, aktiv zu schützen und gemeinsam zu lernen. Den Spaß an der gemeinsamen Arbeit und dem Vespern danach möchten wir gerne weitervermitteln und teilen“, bestätigen die AK-Mitglieder. Weitere Helfer*innen können sich gerne anschließen!

Eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, die es zu schützen gilt – nicht zuletzt in Hinblick auf den geplanten neuen Stadtteils Dietenbach, wie der 1. Vorsitzende des BIV e.V., Andreas Roessler, deutlich machte: „Wir sind in Sorge, dass durch die intensiven Bautätigkeiten und die Besiedlung des direkt angrenzenden Neubaugebiets, so wie es jetzt mit 12.000 Bewohner*innen geplant ist, der Druck auf das Naturschutzgebiet als Naherholungsgebiet wächst, das Gebiet damit gefährdet wird und schützenswerte Arten verlorengehen.“ Der BIV Rieselfeld will hierzu die Bewohner Freiburgs weiter informieren und sensibilisieren. Im Herbst sind weitere Begehungen des NSG unter fachlicher Führung geplant.

Staatssekretär Baumann zeigte sich beeindruckt und kündigte jegliche Unterstützung an: „Freiburg ist eine der Umwelthauptstädte für Europa und im Klimaschutz sehr weit vorangeschritten. Es gilt, das Naturschutzgebiet zu erhalten und fortzuentwickeln, damit auch künftige Freiburger das erleben können.“ Ein Kalender mit Fotos aus dem Naturschutzgebiet Rieselfeld wird ihn auch in Stuttgart daran erinnern.

DER NATURERLEBNISPFAD RIESELFELD

Der 2001 angelegte, rund 5 Kilometer lange Naturerlebnispfad führt entlang von 27 Stationen durch das Gebiet, dafür wurden einige Eingangsportale und zahlreiche kleinere und größere Informationstafeln aufgestellt. Entlang des Pfades finden sich z.B. ein „grünes Klassenzimmer“ zur Entdeckung der Böden und des Totholzes, eine kleine Kletterseilanlage sowie eine 4 Meter hohe errichtete Aussichtsplattform, die einen Blick auf die nahegelegenen weitläufigen Feuchtwiesen mit ihrer Tierwelt ermöglicht.

Die Broschüre für den Rundgang kann hier heruntergeladen werden:

http://www.freiburg.de/pb/,Lde/234952.html