Themenabend im Glashaus: Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum – Wie kann ich mich schützen?

Referent: Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Schmid

Als die Polizei diesen Sommer die Sicherheitskonferenzen abhielt, riefen diese überraschenderweise keine große Resonanz hervor. Im Rahmen dessen stellte die Polizei jedoch fest, welche Themen wirklich unter den Nägeln brennen und als dringlich wahrgenommen werden. Dies wurde im Juli auch im Rieselfeld offenkundig, woraufhin der BIV zusammen mit der Polizei beschloss eine thematisch gezielte Informationsveranstaltung anzubieten, die dann am 30.Oktober stattfand.

Dass die Wahl des Themas ein Volltreffer war, zeigte die große Zahl der TeilnehmerInnen. Ins Glashaus kamen ca. 60 interessierte Frauen aller Altersstufen und einige wenige Männer. Herr Schmid führte die ZuhörerInnen mit Zahlen aus der Kriminalstatistik in das Thema ein:

• 1/3 der Straftataten gegen Frauen geschehen im öffentlichen Raum, der weit größere Anteil findet im privaten Umfeld durch Nahestehende statt.
• Die Übergriffe im öffentlichen Raum sind i.d.R. nicht geplant. Die Triebtäter ergreifen die Gelegenheit, wenn sie ein geeignetes Opfer in geeigneter Umgebung treffen.
• Statistische Auswertungen charakterisieren die Täter meist als junge sportlich gewandte Männer.
• Die Opfer: Junge Frauen, alleine zu Fuß oder mit Fahrrad unterwegs
• Die Tat findet oft in der Dunkelheit statt, in 90% der Fälle in der Nähe der Wohnstätte und dauert selten länger als 10 Minuten.

Auszüge aus einigen Polizeiprotokollen der Freiburger Sexualstraftäterkartei verdeutlichen den Ablauf einer solchen Tat und machen sie hautnah nachvollziehbar. Der erfahrene Kriminologe analysiert und verdeutlicht das Verhalten der Täter und der Opfer anhand dieser Berichte und gibt Verhaltenstipps.

Hier zusammengefasst:

Wie kann ich gefährlichen Situationen vorbeugen?
• Durch selbstbewusstes Auftreten, Frau darf unhöflich und frech sein, wenn ihr eine Situation komisch vorkommt, aufmerksam für die Umgebung sein, beleuchtete und belebte Straßen benutzen, mind. zu zweit unterwegs sein, ggf. Straßenseite wechseln.

Wie verhalte ich mich am besten in einer gefährlichen Situation?
• Wenn es geht den Situationsort sofort verlassen, den Angreifer siezen, laut um Hilfe schreien, sich nicht scheuen an fremden Häusern Sturm zu klingeln, Passanten ansprechen, Notruf 110 wählen.

Wie verhalte ich mich, wenn ich Zeuge eines Übergriffs werde?
• Täter laut ansprechen ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, Anwesende direkt zu Mithilfe auffordern, Polizei rufen unter 110.

In der anschließenden, sehr regen Diskussion wurden vom Publikum viele Fragen gestellt, deren Antworten klären sollten, ob das eigene Verhalten in erlebten Situationen richtig war. Aber auch Berichte über persönlich Erlebtes wurden vorgebracht. Als konkrete Angsträume der RieselfelderInnen bei Dunkelheit werden das Naturschutzgebiet, der Dietenbachpark und das Lindenwäldle für den Nachhauseweg genannt. Die Forderung nach kostenlosem ÖPNV für Frauen bei Dunkelheit wurde laut. Das bestehende Angebot der Stadt für das Frauennachttaxi zu 7 Euro wird laut dem Referenten noch wenig genutzt. Auch wollen die Anwesenden wissen, ob frau das richtige Verhalten erlernen kann, als Präventionsmaßnahme sozusagen, und ob es geeignete Trainingsmöglichkeiten gibt.

Herr Schmid empfiehlt ausdrücklich solche Trainings, da erfahrungsgemäß selbst das laute Schreien um Hilfe den meisten Menschen schwer fällt und erlernt werden muss.

Auf Wunsch der Anwesenden hat sich der BürgerInnenverein Rieselfeld bereiterklärt, im Jahr 2020 entsprechende Trainingskurse für die RieselfelderInnen zu organisieren. In Freiburg werden Kurse zur Kriminalprävention von “Sicheres Freiburg” und “Frauenhorizonte – Gegen sexuelle Gewalt” bereits angeboten.

SAVE THE DATE! Ein erster Termin findet am Freitag, 24. januar 2020 von 19.30 bis 21.30 Uhr im Saal des Glashaus Rieselfeld statt. BIV-Mitglieder zahlen 3 Euro, Nichmitglieder 5 Euro Eintritt. Eine konkrete Einladung folgt im Januar 2020.

Ergänzung zum Thema:

Freiburg hat sich im Oktober dieses Jahres als 28te Stadt der bundesweiten Aktion “Luisa ist hier” angeschlossen. Das Ziel ist, den Frauen, die z.B. in Tanzclubs in Bedrängnis geraten sind, umgehend zu helfen. Die Betreffende geht zum Thekenpersonal oder zum Türsteher und sagt “Ist Luisa hier?” Das Personal kennt diese Code-Frage und wird aktiv. In Freiburg ist die Kampagne an die Beratungsstelle “Frauenhorizonte – Gegen sexuelle Gewalt” angebunden.

Näheres unter: https://www.freiburg.de/pb/,Lde/1147136.html

Smiljka Vucikuja, Vorstandsmitglied BürgerInnenVerein Rieselfeld BIV e.V.

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