Ergebnisse: Werkstattgespräch Mathilde-Otto-Platz – Ideen für einen attraktiven, lebendigen Platz

 

Ergebnisse

44 Rieselfelder Bürgerinnen und Bürger hatten sich am 27. September 2018 eingefunden, um sich gemeinsam mit dem BIV Gedanken über eine bessere Gestaltung des Mathilde-Otto-Platzes an der Seniorenresidenz „Pro Seniore“ zu machen.

Hans-Jörg Schwander (Innovation Academy e.V.) erläuterte zu Beginn, warum der Mathilde-Otto-Platz (MOP) nicht als öffentliche Fläche wahrgenommen wird: Der ca. 2.100 Quadratmeter große Platz ist vom Verkehr der drei umliegenden Straßen umspült und bietet durch seine Gestaltung weder Schutz noch attraktive Atmosphäre. Waren Plätze ursprünglich per se von Geschäften und Handwerksbetrieben umgeben – ein Ort des Handels, der Begegnung und Kommunikation – so weichen die Plätze in heutigen städtischen Gebieten weit davon ab. Sie sollen möglichst „pflegeleicht“ sein und wenig Folgekosten generieren. Damit ist das Wesen des Platzes ad absurdum geführt.

Andreas Roessler klärte über die Geschichte des Platzes auf: Ursprünglich sollte die Kirche auf dem Gelände gebaut werden. Da die Seniorenresidenz wesentlich kleiner ist als die projektierte Kirche entstand der Mathilde-Otto-Platz.

Bereits 2014 machte der BIV beim Bürgergespräch mit OB Salomon im Rieselfeld darauf aufmerksam, dass der Platz eine Umgestaltung vertragen könnte. Da aus diesem Gespräch keine Taten resultierten, jedoch allerorten Bürgerbeteiligung eingefordert wird, gab es im Mai 2018 eine Begehung mit Vertretern des Garten- und Tiefbauamts (GuT) – s.u. „Hintergrund“.

Von den Anwesenden gaben einige an, den Platz früher hin und wieder als Erholungsort und auch als Bouleplatz genutzt zu haben. Doch die Verkehrssituation und die Hitze im Sommer, die durch den Bodenbelag noch verstärkt wird, laden nicht zum Aufenthalt auf dem MOP ein. Damit er ein „Wohlfühlplatz“ würde, müssten folgende Elemente vorhanden sein: Schatten, Lärmschutz, Geborgenheit.

Grundsatzfragen: Was lebt denn da? Wie kann man den Platz nutzen?

Losgelöst von der Geldfrage waren die Anwesenden aufgefordert, ihre Ideen in einem Brainstorming zu äußern.

Ideen aus dem Auditorium:

  • Seniorenspielplatz: Bewegungselemente auf dem Platz verteilen
  • Bankhöhe unpassend (zu niedrig)
  • Platz auf dem Platz = gemütlicher
  • Spielplatz für Jugendliche und Erwachsene mit entsprechenden Turngeräten
  • Generationenübergreifender Bewegungsparcours
  • Urban Gardening: Grün & Blumen, Beete & Kräutergarten
  • Bodenbelag sollte rollatorgeeignet sein
  • Waldähnliche Gestaltung mit verschlungenen Pfaden
  • Beete in Kooperation mit Waldorfschule (ähnlich wie bei IDA, jedoch Hochbeete)
  • Kneipp-Anlage
  • Zwei bis drei Pavillons aus Hecken etc. , kombiniert mit Bewegungselementen
  • Bodenschach
  • Barfußpfad, Klangoase
  • Wasserlauf („Bächle“)

Andreas Roessler berichtete vom Angebot eines Fabrikanten, der Pavillons (im Fotobeispiel: überdachter Carport) mit Photovoltaik auf dem Dach produziert. Die FI-Module sind bei der Solarfabrik zu besichtigen. Eine solche Installation über einem Kneipp-Becken wäre ebenso sinnvoll wie preisgünstig und ergiebig und Strom könnte ggf. ins Pro Seniore-Netz eingespeist werden.

Befürchtungen

„Zweckentfremdung“ in Sommernächten mit Störung der Nachtruhe, wenn Platz zu attraktiv (es gibt eh schon genug Belastung durch den Verkehr).

Gegenfrage: Wollen wir Plätze, die genutzt werden oder die ruhig sind?

Frau Binder (Pro Seniore) gibt zu bedenken, dass die Gasse zwischen Haus und Platz für die Feuerwehr frei bleiben müsse: „Die Rahmenbedingungen müssen eingehalten werden.“ Aufgabe: Recherche im Bebauungsplan, wo die Zufahrt ursprünglich geplant war.

O-Töne aus dem Auditorium

  • Ich möchte mal in Ruhe im Schatten sitzen.
  • Im Grunde ist das kein Platz; er hat keine Bedeutung.
  • Früher haben hier Kinder gespielt…

Fazit: Wir hatten bisher wohl das Ruhebedürfnis der Anwohner bzw. Pro-Seniore-BewohnerInnen unterschätzt. Die Angst vor einer geräuschvollen „Nutzung“ des Platzes ist groß und wird wohl kaum im Vorfeld zerstreut werden können. So kann eine Umgestaltung des Platzes wohl nur im Dialog mit dem Wohnumfeld  in Angriff genommen werden. Durch eigene Beteiligung werde auch die Identifikation gefördert. „Ein Gesamtkonzept tut not.“

 

Hintergrund zur Idee der Umgestaltung des MOP

Der Mathilde-Otto-Platz im Freiburger Stadtteil Rieselfeld ist ein 2.100 Quadratmeter großer städtischer Platz vor der Seniorenresidenz „Pro Seniore“. Er wird zwar durch einen Laubengang und eine zu niedrige Mauer von den drei umgebenden Straßen leidlich abgeschirmt, aber nur unzureichend durch eine Linde und ein Rotbuchenensemble beschattet. Im Sommer  ist er ein Brutofen und wird deshalb von der Bevölkerung nicht angenommen. Der Wuchs der Glyzinien ist dürftig und auch die an den Metallstützen jeweils gepflanzten Rosen fristen ein eher kümmerliches Dasein. Der Innenhof mit zwei sich kreuzenden, mit kleinen Granitsteinen gepflasterten Diagonalwegen und trapezförmig eingefügten Sandflächen ist ungeschützt der Sonne ausgesetzt und wird somit zum Hitzespeicher. Der Platz wird zunehmend zum Kurzzeitparken von Pflegedienstfahrzeugen und Krankenwagen genutzt und damit zusätzlich der Nutzung entzogen.

In einer ersten Begehung engagierter Rieselfelder BürgerInnen mit Stephan Lemper, Leiter Grünplanung und Bau der Stadt Freiburg und Christina Buchmann vom Garten- und Tiefbauamt der Stadt Freiburg, wurden Ideen vorgetragen, wie der Platz für die Bürgerschaft besser nutzbar gemacht werden könnte. Neben dem Wunsch nach öffentlichen Übungsgeräten für den wöchentlichen Bewegungstreff im Freien wurde der Wunsch nach Installation eines Brunnens, eines Sonnensegels, einer auch für Erwachsene tauglichen Schaukel, Kübelpflanzen und einer Bank unter der Linde geäußert. Von städtischer Seite wird der Platz als bautechnisch hochwertig und optisch einladend eingeschätzt.

Hans-Jörg Schwander, Rieselfelder Bürger, Landschaftsplaner und pädagogischer Leiter des Vereins „Innovation Academy e.V.“ in Freiburg stellte anschließend das Modell der amerikanischen Studierenden vor, das diese nach einem dreiwöchigen Kurs zur (Um-)Gestaltung des Platzes erstellt hatten. Die zentrale Maßnahme dieses Modells ist eine Erhöhung der Mauer zur Kreuzung der drei Straßen im Osten des Platzes als Lärm- und Sichtschutz.

Fakten über Pro Seniore: 39 Apartments für Menschen im betreuten Wohnen – für Menschen, die am sozialen Leben teilhaben, 97 Pflegeplätze – hier müssen Impulse und Aktivierungen vom Personal geschaffen werden.

Sigrid Hofmaier

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